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Sommer, Sonne, Sonnenschein und Weidezeit --- alles gut, oder?

 

In der letzten Zeit sprach ich mit einigen Pferden, die alle mehr oder weniger das gleiche Problem hatten – Hitze. Alle Tiere haben bemühte und aufmerksame Besitzer, die aber leider nicht wissen, dass ein Pferd viel, viel schneller überhitzt als der Mensch. Wir ziehen Kappen, Hüte oder Ähnliches an, um uns zu schützen, nehmen kühle Getränke zu uns und gehen in den Schatten, wenn es uns zu viel wird. Diese Möglichkeit haben leider viele Pferde nicht. Ein Pferd würde sich auch nicht an den Strand in die brütende Sonne legen um dort die Zeit zu genießen, denn es überhitzt und dehydriert einfach so viel schneller als wir. Ja, ich weiß, ich wiederhole mich, aber es ist wirklich wichtig, dass du das weißt und verinnerlichst. Während wir verträumt die Pferde auf der Koppel stehen sehen, wie sie da so schön beieinander sind und vermeintlich die Wiese, das schöne Wetter und den Weidekumpel genießen, sieht es im Pferd oft anders aus. Ein liebenswerter und ausgeglichener Wallach erzählte mir Folgendes:

„Ich bin genervt und erschöpft, ich kann einfach nicht mehr. Am späten Vormittag werde ich mit meinen Kumpels auf die Koppel gebracht. Neben uns auf der Wiese stehen andere Pferde, die ich aus dem letzten Sommer kenne, sie sind schon die ganze Zeit dort und haben auch nicht mehr viel Gras. Wir haben zum Glück leckeres Gras, es ist zwar schon ein bisschen trocken, aber immer noch gut. Ich mag es auf der Wiese zu sein, mich genüsslich zu wälzen und in Ruhe zu grasen. Aber dann wird es immer wärmer und die blöden Fliegen nerven mich wirklich. Ich gehe zu meinem Kumpel, denn wir können uns gegenseitig die Fliegen prima vom Hals halten. Ich liebe meine Besitzer (er benutzt natürlich ihren Namen, den ich hier nicht veröffentlichen möchte, deshalb nenne ich sie im weiteren Verlauf einfach Anna), aber so langsam könnte sie mich wieder holen kommen. Und nun habe ich auch noch Durst. Leider gibt es hier nichts. Meine Anna hat nichts rausgestellt, denn sie wird ja gleich wieder kommen hat sie gesagt. Mir tun die Kumpels auf der anderen Seite so leid, sie haben zwar Wasser, aber das ist mittlerweile eine abgestandene warme Brühe und die Drei sind schon völlig fertig, Mir geht es zum Glück besser. Au, jetzt hat mich eine Bremse richtig doll erwischt, ich muss woanders hin. Puhh nein, dieses ständige Weggehen vor den Stechdingern geht auch nicht, denn ich kann nicht mehr. Mir wird ganz schwindelig, ich fühl mich wie Nebel im Kopf. Alles ist unklar, undeutlich, mir ist heiß und ich weiß nicht wohin mit mir. Mein Weidenkumpel kommt und ich versuche meinen Kopf in seinem Schatten zu kühlen, aber er versucht das auch und dieses ständige Wegtreten der Fliegen von ihm nervt mich total. Jetzt zickt er mich auch noch an. Mann, ich kann auch nichts dafür, dass du so schlecht gelaunt bist. Aber mir geht es zum Glück ja gut. Die Kumpels auf der anderen Wiese stehen mittlerweile apathisch zusammen und haben einfach aufgegeben. Sie versuchen nur irgendwie den Tag rum zu kriegen und hoffen auf ein bisschen Schatten. Aber das wird noch lange dauern. Ich fresse ein bisschen, versuche mich abzulenken, aber ich bin echt fertig. Zum Glück sehe ich da hinten meine Anna kommen. Endlich! Ich will auf sie zu rennen, aber da sehe ich, dass sie hinten im Hof alles zum Arbeiten raus gelegt hat. Echt jetzt? Ich soll jetzt arbeiten? Ich kann nicht mehr. Mir ist heiß, ich habe Durst und Kopfschmerzen, meine Beine fühlen sich dick an und nicht mehr so beweglich. Was erzählt die Reitlehrerin denn Anna da? Ich habe den ganzen Tag frei und da kann ich ruhig mal ein bisschen arbeiten? Wirklich? Anna ich liebe dich, aber hast du eine Ahnung davon, wie fertig mich diese Hitze macht? Wie ich mich fühle? Ich sehe nicht klar, kann mich nicht konzentrieren und alles ist schwer und anstrengend. Selbst im stehen ist das Atmen so viel schwerer als sonst. Ich liebe dich und mache wirklich alles für dich, ok. Diese Stechdinger nerven wirklich, zwick, kitzel, zwick, Schmerz, jucken, schmerzen ….. ‚Och, jetzt stellt er sich aber an, lass dir nix gefallen Anna, setz dich durch. Er muss es nicht übertreiben‘. Au, jetzt bekomme ich von dir, liebe Anna, auch noch eine mit der Bürste, weißt du denn nicht, dass ich dich nicht meine? Ich habe so Durst. ‚Schieb ihn mal besser nach vorne, er muss mehr untertreten und fleißiger sein‘. Ich sehe Punkte vor meinen Augen, meine Zunge fühlt sich ganz dick an, im Maul reißt es, mein schwerer Kopf fällt von alleine nach unten, dann ruckt es im Maul, mir ist heiß, ich habe Durst, am Schlauch zwickt eine Mücke ganz doll, mein Rücken tut weh, Anna ist nicht im Gleichgewicht, ich habe Schmerzen. Anna ich liebe dich, ich mach das gerne für dich und es geht mir immer noch gut und so viel besser als den Kumpels auf der Weide, denn meine Anna liebt mich. Ich kann fast nicht mehr, ich weiß was ich tun soll aber ich schaffe es nicht mehr. Völlig erschöpft bleibe ich stehen, der Schweiß brennt in meinen Augen und ich möchte mich an Anna reiben. ‚Lass dir das nicht gefallen, das ist ein Dominanzverhalten, der will nur zeigen wer der Stärkere ist, du musst klarer sein Anna‘. Mein Kopf brummt, ich höre mein Herz in den Ohren, aber ich habe es geschafft, ich liebe Anna.“

Laut Aussage der Besitzerin war dieser wundervolle Wallach nur von 11 bis 12.30 Uhr auf der Weide und es sei noch gar nicht so heiß gewesen. Sie habe ihm vor der Arbeit ein wenig Entspannung und eine angenehme Zeit bieten wollen. Ihr war nicht klar, wie überhitzt ihr Pferd bereits war.

Wie es den armen Kumpel auf der Nachbarwiese ergehen mag, möchte ich mir gar nicht erst ausmalen.

Sorgt für ausreichend frisches Wasser auf den Wiesen und für genug Platz im Schatten. Es ist super, wenn ihr z.B. ein Weidezelt habt, aber denkt bitte daran, dass es dort trotzdem sehr heiß werden kann und vergesst bitte die rangniedrigen Tiere nicht. Diese stehen häufig dennoch in der prallen Sonne und sind ihr hilflos ausgeliefert. Sie dürfen nicht ins Zelt und meist gibt es keinen anderen Schattenplatz. Überhitzung ist lebensbedrohlich für dein Pferd! Unterschätze diese Gefahr nicht und tu sie auch nicht einfach ab. Sätze wie „Früher haben sie das auch ausgehalten“, „In freier Wildbahn kommen sie auch ohne diesen Schnickschnack klar“ oder andere sind einfach nur Quatsch. Versuche dich in dein Pferd rein zu fühlen, stelle dir vor, wie es dir auf einem Marktplatz ohne Schatten, Hut und etwas zu trinken gehe, wenn du dort 1,5 Stunden oder länger sein müsstest. Anschließend kannst du gerne noch eine Stunde joggen. Wie geht es dir damit? Wie fühlst du dich in dem Moment und wie geht es dir danach? Wie schnell erholst du dich?

Du fühlst was richtig ist und wenn du denkst, du musst dich für deine Pferdehaltung rechtfertigen, was du tust oder wie du es tust, dann spürst du bereits, dass es so nicht in Ordnung ist.

 

 

Tierkommunikation --- Das Tier hat immer Recht, oder?

 

Als ich die Tierkommunikation erlernte, konnte ich es kaum glauben, als ich zum ersten Mal mit einem Tier sprach. Ich war ganz verzaubert. Endlich wurde mein Traum wahr und ich sprach tatsächlich mit einem Tier. Ein bisschen fühlte ich mich wie in einem Disney Film und hatte Sorge, dies sei ein Traum und ich würde bald daraus erwachen. Zum Glück war das nicht der Fall. Demütig nahm ich alles an, was das Tier mir sagte und  ich versuchte die Wünsche meiner Vierbeiner nach unseren Möglichkeiten umzusetzen. Den großen Wunsch von Kidoun, um eine fünf Hektar große Kräuterwiese einen abwechslungsreichen Trail, mit Hecken, Wasser etc zu bauen, konnte ich aus Platzgründen nicht umsetzen. Nun muss er sich mit unseren kleinen Wiesen begnügen. Aber viele andere Wünsche, z.B eine Totholzhecke, konnte ich ihnen geben. Es ist sehr schön zu wissen, was die Tiere gerne hätten, ihre Sicht der Dinge zu erfahren und gemeinsam zu schauen, was wie möglich ist.

Dabei stellte ich mir immer wieder die Frage, ob die Tiere so weise sind und wirklich immer wissen, was jetzt genau gut und richtig für sie ist. Mit meinen Kolleginnen besprach ich ebenfalls dieses Thema, denn es wird oft sehr kontrovers diskutiert.  Dabei vergessen wir meiner Meinung nach oft die Tatsache, dass Tiere nicht in Sprache (Deutsch, Englisch..) mit uns kommunizieren, sondern unser Gehirn Sprache daraus macht. Dies ist nun unter Umständen auch eine Fehlerquelle, denn mit meinem eingeschränkten Horizont, weiß ich unter Umständen nicht was gemeint ist und um es irgendwie zu verstehen, vereinfacht mein Gehirn den Sachverhalt. Aber ist er nun noch richtig?

Beispielsweise steht der Name "Butterblume" für eine ganze Gruppe verschiedener Pflanzen. Dazu gehört der Hahnenfuß welcher giftig ist, aber auch der Löwenzahn welcher von den Pferden unbedenklich gefressen werden kann und es gibt über 2500 verschiedene Arten Hahnenfußgewächse. Diese unterscheiden sich sehr deutlich, zum Beispiel ist die Clematis ebenso ein Hahnenfußgewächs wie der kriechende Hahnenfuß oder der Eisenhut. Nun weiß ich in diesem Fall, dass alle Hahnenfußgewächse für Tiere giftig sind. Wenn mein Pferd nun eine Augenbindehautreizung hat und mir sagt es benötigt Hahnenfuß, werde ich nicht los gehen und im die gelbe Blume (kriechender Hahnenfuß) zu fressen geben. Wahrscheinlich meint es eher das homöopathische Mittel "Ranunculus". Die Ranunkel gehört zu der Gattung Hahnenfuß und ich hätte, ohne Hintergrundwissen, meinem Pferd geschadet und nicht geholfen wenn ich einfach losgezogen wäre und die Blume gepflückt hätte, die das Tier meiner Meinung nach wollte.

Ich möchte euch noch einen weiteren Aspekt mitteilen, welcher bedacht werden sollte. Mit der besten Absicht habe ich meinen Pferden zweimal im Jahr eine Kur zur Entgiftung verabreicht, da ich ihnen etwas besonders Gutes damit angedeihen lassen wollte. Vor kurzem erfuhr ich dann von einer Ernährungsexpertin für Pferde, dass sich Inhaltsstoffe darin befinden, welche nicht in einen Pferdekörper gehören. Am gleichen Tag an dem ich dies erfuhr, ging ich in den Stall und entschuldigte mich bei den Pferden. Ich wunderte mich, dass sie mich an das Mittel erinnerten und fragte ob es ihnen geholfen habe. Kidoun meinte, er habe sich darüber keine Gedanken gemacht. Er wisse, dass es einem während der Entgiftung oft nicht gut gehe, aber er vertraue mir und da auch die Vorbesitzerin ihm dies gab, machte er sich weiter keinen Kopf darum. Denn ich - der Besitzer, entscheide so ziemlich  ALLES für das Tier. Wann es frisst, wo, wie viel, ob in Gesellschaft oder alleine und so weiter. Mein Pferd teilte mir ganz klar mit, dass es sich für ihn nicht lohnt sich mit Themen auseinanderzusetzen, die er nicht ändern kann. Das sei Zeitverschwendung. Wenn es im Winter kein frisches Gras gibt, hilft es ihm auch nicht sich dies zu wünschen. Statt dessen beschäftigt er sich lieber mit wichtigen Angelegenheiten. Zudem können Fertigkeiten, durch die Ver- oder Behinderung des Menschen manchmal von klein auf nicht trainiert werden. Unsere Pferde leben nicht in freier Wildbahn und sind manchmal so weit vom Wildpferd "weg gezüchtet", dass sie sich auch nicht mehr an alles erinnern. Mir erzählte einmal eine Bauernhofkatze, dass ihr Mitbewohner, ein Main Coon Kater, nicht mehr so schlau sei. Dies verstand ich zunächst nicht und sie sagte, dass es Rassen geben würde in denen schlaue Tiere die Ausnahme seien. Zudem wären "verhätschelte" Katzen die über Generationen bei Menschen lebten aus ihrer Sicht ebenfalls nicht besonders schlau.  Das Tier wird in seiner Meinung klein gehalten und ihm wird oft alles abgesprochen. Ich begegne hin und wieder der Ansicht von Menschen, das der Mensch der Chef sein und sich durchsetzen muss (insbesondere in der Hunde- oder Pferdewelt ), sich nichts gefallen lassen darf, weiß was das Beste ist etc. Und von heute auf morgen soll das Tier plötzlich entscheiden dürfen und auf Anhieb wissen was es will, braucht und gut für es ist? Und das in jeder Situation? Ohne damit überfordert zu sein? Jetzt sofort? Dies vielleicht auch noch in diesem einen Gespräch in der Tierkommunikation?

Eine Meinung haben und diese zu äußern muss gelernt sein, wenn das Ego, die Seele, unterdrückt wurde, benötigt es den Aufbau des Selbstvertrauens und den Mut die eigene Meinung zu äußern. Sollte das Tier traumatische Erlebnisse gemacht haben, so wird es sich, je nach Heftigkeit des Traumas, schwer damit tun mitzuteilen was es benötigt. Zudem muss auch die Erfahrung gemacht werden, dass nach der Meinungsäußerung eine Veränderung eintritt. Ansonsten ist es doch gleichgültig ob man sich äußert oder nicht. Denn eine Veränderung tritt sowieso nicht ein. Zudem fällt dem Tier mit Sicherheit nicht sofort alles auf, was es für sein Wohlbefinden an Neuerungen benötigt. Wenn ich in einem Raum bin in dem es sehr unangenehm riecht, merke ich dies nach einiger Zeit nicht mehr. Erst wenn ich den Raum verlasse, neue Eindrücke bekomme und Erfahrungen sammle und dann wieder hineingehe, fällt mir der unangenehme Geruch auf. Vielleicht kennst auch du dieses Phänomen und verstehst was ich meine?

Hat nun ein Tier immer Recht mit dem was es mitteilt? Ich bin davon überzeugt, dass JEDE Seele, egal ob Mensch oder Tier genau weiß was gut für sie ist. Durch äußere Einflüsse, Erfahrungen und andere Menschen und Tiere kann dieses Wissen jedoch manipuliert werden. Es gelingt jedem unterschiedlich auf sich zu achten, sich zu schützen und auf das zu hören, was die Seele braucht. Manchmal ist die Umwelt einfach zu dominant und laut, dann zieht sich dieses Wissen zurück. Nicht immer gelingt es dann leicht darauf zurück zu greifen.

Es ist ein Geschenk, dass wir mit Tieren kommunizieren können und ich bin sehr dankbar dafür. Im Austausch miteinander lernen wir so viel voneinander, die Beziehung wächst und ich bin oft sehr demütig angesichts der Weisheit mancher Tiere.